Von der Metallberufsschule II zum Leopold-Hoesch-Berufskolleg
Der Schulkomplex zwischen Gronaustraße und Brügmannstraße wurde 1956 fertig gestellt. Zum Schuljahr 1956/57 wurde der Unterrichtsbetrieb mit zwei Berufsschulen - Metallgewerbe I und II - für insgesamt 33 verschiedene Berufsgruppen des Metall- und Kraftfahrzeuggewerbes aufgenommen. Hierzu gehörten heute nicht mehr existierende Ausbildungsberufe wie z. B. Former, Schmied und Walzendreher.
Erst 1958 waren allerdings sämtliche Klassenräume und Lehrwerkstätten mit Mobiliar sowie den notwendigen Geräten und Maschinen ausgestattet. Insgesamt 12 Millionen DM wurden bis dahin von der Stadt Dortmund und den Innungen investiert - damit gehörte der Komplex 1958 zu den am besten ausgestatteten Berufsschulen in der Bundesrepublik. "Wer hier nichts lernt, ist selbst daran schuld", textete damals das Westdeutsche Tageblatt.
Außer den Berufsschulklassen bestand von Beginn an eine "Berufsaufbauschule für das Metallgewerbe". Hierbei handelte es sich um den Vorläufer der heutigen Fachoberschule. Der Abschluss der Berufsaufbauschule war Voraussetzung für den Besuch der damaligen Ingenieurschulen, der späteren Fachhochschulen. Zum Schuljahr 1969/70 wurde die Berufsaufbauschule in eine Fachoberschule in Vollzeitform umgewandelt.
Zum Schuljahr 1972/73 wurde die "Städtische Berufs- und Berufsaufbauschule Metallgewerbe II" in "Gewerbliche Schulen II" umbenannt. Zu Beginn dieses Schuljahres erfolgte auch die Einrichtung eines Berufsgrundschuljahres Metallgewerbe. Hier hatten Schulabgänger, die zunächst keinen Ausbildungsplatz erhalten konnten, die Gelegenheit, eine berufliche Grundbildung im Berufsfeld Metalltechnik zu erwerben. Außerdem bestand mit einer neuen Form der Berufsaufbauschule die Möglichkeit, die Fachoberschulreife zu erwerben.
Mit dem Schuljahr 1976/77 wurde ein Berufsvorbereitungsjahr Fachrichtung Metallgewerbe eingerichtet, zum Schuljahr 1983/84 erfolgte die Einrichtung einer zweijährigen Berufsfachschule für Technik mit dem Schwerpunkt Kfz-Technik. Die weiter zunehmende Durchlässigkeit des Bildungssystems wurde durch die zum Schuljahresbeginn 1984/85 eröffnete Fachoberschule in Teilzeitform mit den Schwerpunkten Elektro- und Maschinentechnik verwirklicht. Diese ermöglichte den Erwerb der Fachhochschulreife während der Berufstätigkeit durch die Teilnahme an abendlichen Unterrichtsstunden.
Der Computer hielt sehr früh seinen Einzug in die Ausbildung an den Gewerblichen Schulen II. Mit dem Schuljahr 1985/86 wurde mit der Ausbildung in CAD- und CNC-Techniken begonnen. Bereits im Februar 1986 erfolgte die bundesweit erste Vorführung in der CAD-Technik von einer Klasse Technischer Zeichner der Schule auf der Bildungsmesse Interschul in den Westfalenhallen.
Zum Schuljahr 1987/88 trat eine neue Ausbildungsordnung für Metall- und Elektroberufe in Kraft. Die bis dahin bestehenden 34 traditionellen Metallberufe wurden durch 16 in ihren Ausbildungsinhalten neu definierte Berufe abgelöst. Zu diesen gehören Berufe wie Industriemechaniker, Konstruktionsmechaniker und Zerspanungsmechaniker.
Die Möglichkeit, die Allgemeine Hochschulreife zu erwerben, bot die Schule ebenfalls mit Beginn des Schuljahres 1987/88: eine "Höhere Berufsfachschule mit gymnasialer Oberstufe, Typ Technik" wurde eingerichtet. Als Alternative zum traditionellen Gymnasium bietet diese Sonderform der gymnasialen Oberstufe technisch interessierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Leistungskurse in Bautechnik, Elektrotechnik und Maschinentechnik zu wählen. Auch heute bestehen erst sechs gymnasiale Oberstufen mit technischem Schwerpunkt im Regierungsbezirk Arnsberg.
Der technologische Wandel erforderte weiterhin ständige Investitionen in die Ausstattung der Schule. Zwischen 1988 und 1990 wurden neue Fachräume für Chemie, Physik, Hydraulik und Werkstoffprüfung eingerichtet. Ab dem Schuljahr 1991/92 wurde die Ausstattung der Fachräume für CAD-Technik, Drehen, Fräsen, Steuerungs- und Regelungstechnik, Pneumatik, Hydraulik, Kfz-Elektrik und -Elektronik, Motortesttechnik sowie pneumatische Bremstechnik auf den Stand der Technik gebracht. Doch die Schule verbesserte auch ihre optische Erscheinung: Schüler des Kunstkurses der gymnasialen Oberstufe gestalteten im Schuljahr 1993/94 eine Wand im südlichen Treppenhaus, Schüler der Berufsfachschule 1998 weitere Treppenhauswände.
Seit dem Schuljahr 1992/93 besteht für Facharbeiter aus den Bereichen Metall- und Kfz-Technik die Möglichkeit, sich während ihrer Berufstätigkeit zum "Staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung Maschinentechnik" weiterzubilden. Zunächst wurden die Schwerpunkte Entwicklungtechnik und Fertigungstechnik in Abendform eingerichtet, seit 1995 wird auch der Schwerpunkt System- und Automatisierungstechnik in Tagesform angeboten. Ebenfalls seit dem Schuljahr 1995/96 haben Abiturienten mit dem Schulversuch "Betriebsassistent im Handwerk" die Möglichkeit, schneller den Meistertitel zu erwerben. Mit dem Schuljahr 1999/2000 wurde als neuer und zukunftsorientierter Ausbildungsberuf der/die Mechatroniker/in in das Bildungsangebot aufgenommen.
Mit dem Schuljahr 1998/99 wurden die berufsbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen in Berufskollegs umgewandelt. Die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung wurde hierdurch landesweit verwirklicht. Ein Schuljahr lang trug die Schule den Namen "Berufskolleg Gewerbliche Schulen II". Die unpersönliche Benennung und Nummerierung der acht gewerblichen und kaufmännischen Schulen sollte auf Wunsch der Stadt Dortmund vom Schuljahr 1999/2000 an durch Eigennamen historischer Dortmunder Persönlichkeiten ersetzt werden. Auf Grund des Bezuges zum Berufsfeld der Schule entschieden Lehrerkollegium und Schulkonferenz sich für den Namen des Gründers der Dortmunder Hoesch Stahl AG: die Schule wurde zum "Leopold-Hoesch-Berufskolleg".
Ein Namensgeber mit Initiative und sozialem Engagement: Hoesch, der Name für Stahl aus Dortmund
Im 14. Jahrhundert findet man die erste urkundliche Erwähnung der Familie Hoesch. Die Familie siedelt im 18. Jahrhundert nach Düren und betätigt sich dort im Bereich der Eisenerzeugung und -verarbeitung.
Am 13. Januar 1820 wird Leopold Hoesch in Düren geboren. Nach Kindheit und Jugendzeit tritt er im Anschluss an sein Studium an der Polytechnischen Schule in Wien in das Geschäft seines Onkels Eberhard Hoesch ein. Nach dem Tod seines Onkels leitet er als Geschäftsführer die Eisenwerke Eberhard Hoesch & Söhne.
Am 01. September 1871 schließt Leopold Hoesch mit seinen vier Söhnen und Neffen einen Vertrag zur Gründung eines Stahlwerkes in Dortmund-Oesterholz. Der Grundstein wird im April 1871 gelegt. Im Juni 1874 beginnt die regelmäßige Stahlproduktion.
Weiterhin zeigt sich im Jahre 1874 das besondere soziale Engagement des Leopold Hoesch: Bereits vierzehn Jahre vor Schaffung der gesetzlichen Krankenversicherung wird die HOESCH-Betriebskrankenkasse gegründet und die ersten Werkswohnungen mit angegliederten Grün- und Sportanlagen (Hoeschpark) werden fertig gestellt.
Leopold Hoesch stirbt am 21. April 1899 in Düren.